Der Standardhilfszug der Deutschen Reichsbahn
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Standardhilfszug der Deutschen Reichsbahn mit Lok der Baureihe 114, Autoren: Alexander Stannigel und Kay Hintze
   (Für die freundliche Genehmigung zur Verwendung der Hilfszuggrafiken des MM&MM Bildschirmschoners bedanke ich mich bei Alexander Stannigel und Kay Hintze)

Was verstehen wir unter dem Begriff "Hilfszug" ? Häufig meinen wir damit die Wagen, welche bei Bedarf, d. h. bei Bahnbetriebsunfällen, Entgleisungen usw. zum Unfallort gefahren werden. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Es gibt auch betriebliche Hilfszüge, die fahrdienstlich als solche behandelt werden. In den Fahrdienstvorschriften der Deutschen Reichsbahn wurde das Verfahren mit Hilfszügen im § 78 abgehandelt.
Diese fahrdienstlichen Hilfszüge sind eine unter vielen Zuggattungen, die i. d. R. vorrangig zu behandeln sind. Häufig verkehren natürlich die "Wagen-Hilfszüge", in den Fahrdienstvorschriften besser "Hilfszüge feststehender Zusammensetzung (z. B. Gerätewagen, ...) genannt, auch als "fahrdienstliche Hilfszüge". Letztere können in Notfällen auch als "dringliche Hilfszüge" verkehren und haben dann natürlich oberste Priorität. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass es auch "fahrdienstliche Hilfsloks" gibt. Als solche kann jede beliebige Lokomotive verkehren, wenn sie z. B. zu einem liegengebliebenen Zug gerufen wird. 
Soviel zu unserem Exkurs zum Begriff Hilfszug.
Im Folgenden sollen die Wagen vorgestellt werden, die den "Standardhilfszug der Deutschen Reichsbahn" bildeten bzw. noch bilden. Einen Großteil der Informationen entnahm ich der Veröffentlichung von Herrn Dipl.-Ing.-Ök. Gottfried Köhler in "Schienenfahrzeuge", Heft 6/1979.
Ende der 70-er erhielten alle Bahnbetriebswerke der Deutschen Reichsbahn, von denen aus ein Hilfszug betrieben wurde, die neuen Standardhilfszüge. Die Erneuerung des Hilfszugparks war dringend notwendig geworden, weil die alten Hilfszüge in der Wagenzusammensetzung, den Ausstattungen, aber auch der Einsatzmöglichkeiten sehr unterschiedlich waren. Die Höchstgeschwindigkeit mancher Züge lag bei nur 65 km/h. So konnte man bei Unfällen natürlich nicht schnellstmöglich vor Ort sein. Aber auch die Arbeitsbedingungen für das Hilfszugpersonal waren nicht die besten und sollten mit den neuen Zügen entscheidend verbessert werden.
Von der damaligen Versuchs- und Entwicklungsstelle der Wagenwirtschaft in Delitzsch wurde zunächst ein Prototyp entwickelt. Unter Schirmherrschaft einer Arbeitsgruppe des Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW) Potsdam wurde der Musterzug gebaut und ausgestattet, aber auch bis zur Serienreife erprobt. Dabei arbeitete man während der fast zwei Jahre dauernden Erprobung eng mit dem Bahnbetriebswerk Leipzig Hbf West, wo dieser Zug stationiert war, zusammen.
Während der Erprobungsphase wurden u. a. folgende Ziele verfolgt:
  • günstige Lösungen für die räumliche Ausstattung und die Anordnung der Werkzeuge, Vorrichtungen, Aufgleisgeräte und -brücken untersuchen und festlegen,
  • Ausleuchtungsprobleme mit festinstallierten Scheinwerfern und Beleuchtungskörpern klären.

Im Ergebnis entstand ein Standardhilfszug, der den damaligen und meiner Meinung nach auch den heutigen Anforderungen an schnelle und umfassende Hilfeleistungen am Unfall- oder Störungsort Rechnung trägt.
Nach und nach wurden dann die ausgewählten Bahnbetriebswerke mit den neuen dreiteiligen Zugeinheiten ausgestattet. Diese bestehen und bestanden aus einem 2-achsigen Energieversorgungswagen, einem 2-achsigen Gerätewagen und einem 4-achsigen Aufenthaltswagen. Im Energieversorgungswagen und im Aufenthaltswagen befanden sich Wendezugeinrichtungen, sodass das Triebfahrzeug auch am Zugende gekuppelt werden konnte. Bei der Auslieferung hatten die Wagen einen grünen Farbanstrich. Die Standardhilfszüge, welche heute noch bei der DB Netz AG im Einsatz sind, erhielten in den letzten Jahren alle eine roten Farbanstrich nach dem aktuellen Farbschema.
Die technischen Beschreibungen auf den folgenden Seiten geben den Zustand zum Zeitpunkt der Auslieferung wider. Meines Wissens sind bisher nur zwei Veränderungen vorgenommen wurden:
  • Ausbau der Wendezugeinrichtung (dies ist mit den aktuellen Fahrdienstvorschriften nicht mehr vereinbar)
  • Ausbau der Dampfheizung und Dampfheizleitung (Lokomotiven, die für die Hilfszugeinsätze verwendet werden, haben keine Dampfheizung)
Weitere Hinweise zur aktuellen technischen Ausstattung und zu ggf. bisher vorgenommenen Veränderungen nehme ich gern per M@il entgegen.
Eine Zusammenstellung aller ausgelieferten Standardhilfszüge ist als Download hier verfügbar:
Hinweise zum Verbleib oder fehlerhaften Daten (insbesondere REV-Daten, Stationierungen ...) nehme ich auch gern unter o.g. E-Mail-Adresse entgegen.
Auf der Internetseite von Thomas Linberg gibt es auch noch weitere Infos zum Standardhilfszug.
Eine Zusammenstellung aller aus 4-achsigen Rekowagen Bghwe gebauten Aufenthaltswagen ist auf der Internetseite
von Stefan Sachs zu finden. Zu den einzelnen Wagen gibt es dort auch Fotos zu sehen.
Das Schicksal der Begleiterwagen (Ende durch Verschrottung) trifft meist auch auf die jeweils zugehörigen Energie-
versorgungs- und Gerätewagen zu, die häufig gleichzeitig verschrottet worden sind.
Es gibt aber auch Ausnahmen: einige Aufenthaltswagen haben einzeln für andere Verwendungszwecke bei neuen
Eigentümern überlebt.
Standardhilfszug der Deutschen Bahn AG mit Lok der Baureihe 204 (DB Cargo AG), Autoren: Alexander Stannigel und Kay Hintze
Aufenthaltswagen des Standardhilfszuges, Autor: Alexander Stannigel Gerätewagen des Standardhilfszuges, Autor: Kay Hintze Energieversorgungswagen des Standardhilfszuges, Autor: Kay Hintze Energieversorgungswagen des Standardhilfszuges, Autor: Kay Hintze Aufenthaltswagen des Standardhilfszuges, Autor: Alexander Stannigel
Aufenthaltswagen Gerätewagen Energieversorgungs-
wagen
Der Standardhilfszug  der Deutschen Reichsbahn als Modell Fotogalerie
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